Tennistraining auf Rädern

Immer positiv denken
Manuel Wöhrle ist nach einem Schicksalsschlag wieder richtig aktiv
Auf das Tennistraining freut sich Manuel Wöhrle jede Woche. Dass er deshalb die 15 Kilometer von
Billigheim fahren muss, macht ihm nichts aus. Sein Freund Ralph Beisel kommt gar aus Wiesloch zu
der Stunde mit Trainerin Ana-Bianca Mihaila, die seit Oktober beim TC Bad Friedrichshall Unterricht
gibt. Auch die ehemalige Weltranglistenspielerin freut sich auf die Stunde mit „so motivierten“
Spielern. Dabei ist das Training auch für Ana ganz neu. Denn die beiden Schüler sitzen in einem
speziell für die Sportart konstruierten Rollstuhl, Manuel nach einer Beinamputation, Ralph mit einer
Querschnittslähmung.
Im ersten Jahr hat Manuel Wöhrle noch häufig mit „Fußgängern“ hier gespielt und sich dann -
nachdem es in dem Sport immer besser lief – auch an Turnieren im „Rollstuhltennis-Race“
angemeldet. Dort sind aktuell rund 33 männliche Spieler registriert, die sich in Turnieren im Einzel
und Doppel messen. In der Rangliste liegt Wöhrle auf Platz 11. Mehr Turniere zu spielen, könnte das
Ergebnis verbessern und es ist angenehm, sich mit Leidensgenossen auszutauschen. Das ist aber mit
zusätzlichem Aufwand, auch in finanzieller Hinsicht verbunden. Außerdem möchte er nicht zu häufig
weg von zuhause sein. Selbständig ist er mit seinem Kleinbus schon. Krücken, den Sportrollstuhl und
die Aufsteckräder bringt er gut im Kofferraum unter und kann die Ausrüstung auch recht bequem
montieren.
Sehr gut funktioniert das Training in Bad Friedrichshall, wo der Verein er nicht nur die Hallenstunden
und das Training ähnlich wie bei den Jugendlichen und Kindern sponsort. Im Laufe des Jahres wurde
sogar eine Rollstuhlrampe am Halleneingang installiert.
In den Rollstuhl kam Manuel wegen eines Motorradunfalls. Am 4. September 2011, das Datum hat
der 36-Jährige als Tattoo auf seinem Oberarm, wollte er nur eine kleine Ausfahrt machen. Am
Ortsausgang war er wohl zu schnell, kam von der Straße ab, stürzte eine Böschung hinunter und
prallte mit der Hüfte gegen einen Baum. Als er bei sich war, rief einen Freund an, der gleich Polizei
und Rettungsdienst verständigte. Die ließen den Verletzten, nachdem der Notarzt ihn ins künstliche
Koma versetzt hatte, per Hubschrauber ins Klinikum nach Würzburg fliegen. Dort blieb er sechs
Wochen und weil sein linkes Bein „kaputt“ war, mussten die Ärzte es amputieren, damit er
überlebte. Schon im Krankenhaus und später bei der Reha war er trotz Amputation positiv gestimmt.
Er war erst wenige Monate in einer festen Beziehung mit Freundin Selina, die weiter zu ihm hielt. Sie
heirateten und haben inzwischen mit Lias (8) und Henri (3) zwei muntere Jungs.
Positive Zeichen kamen auch vom neuen Arbeitgeber Audi, bei dem der gelernte Lackiermeister zur
Zeit des Unfalls noch in der Probezeit war. Inzwischen ist er vom Assistenten in der Lackiererei zum
technischen Sachbearbeiter der Instandhaltung gewechselt und freut sich über so viel Solidarität.

Text und Bilder Peter Klotz

 

 

 

 

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